Geopolitische Spannungen, Klimakrise, drohende Rezession, die noch nicht bewältigten Folgen der Coronakrise – wir sprechen mit Fug und Recht von einem Zeitalter der Polykrisen.
Hinzu kommt, dass Unternehmenslenker:innen sich heute mit weiteren tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert sehen: Sie müssen ihre Organisationen nachhaltig ausrichten, auf den demografischen Wandel vorbereiten und – ChatGPT lässt grüßen – weiter digitalisieren.
Und das alles zur selben Zeit.
Von CEOs und Führungspersönlichkeiten wird nicht weniger erwartet, als ihre Geschäftsmodelle auf grundlegend neue Beine zu stellen und die Weichen für die Zukunft neu zu stellen.
Was für eine Chance! Entscheider:innen in Unternehmen haben genau jetzt die einmalige Gelegenheit, grundlegende Veränderungen anzustoßen und ihr Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Sie sind Gestalter:innen der vielleicht größten wirtschaftlichen Neuausrichtung seit der Industrialisierung vor rund 200 Jahren. Sie sind jetzt gefordert, diese Transformation in Gang zu setzen. Damit CEOs diese Mammutaufgabe gelingt, müssen sie vorangehen und ihre Mitarbeiter:innen für diese Veränderungsreise begeistern.
Doch was braucht es dafür?
Durch die kontinuierliche Begleitung von Topmanager:innen erleben wir jeden Tag, was erfolgreiche Führungspersönlichkeiten ausmacht.
Wenn Sie jetzt ein Tool, ein Programm, eine Strategie oder so etwas wie ein „Mehr an Führung“ erwarten, muss ich Sie enttäuschen. Nicht, dass es sie nicht gäbe – in großer Zahl. Aber der eigentliche Hebel liegt tiefer und kommt aus dem Inneren des Menschen.
"Man kann den Wind nicht ändern, aber man kann die Segel anders setzen", sagte Aristoteles.
Strategische Projekte sind wichtig, Agilität ist unabdingbar, aber sie bleiben wirkungslos, wenn Topmanager:innen nicht bei sich selbst ansetzen und ihre Einstellung hinterfragen. Veränderung beginnt mit einer neuen Haltung. Und Haltung beginnt tief im Inneren des Menschen.
Lassen Sie mich an dieser Stelle eine kleine Alltagsskizze dieser neuen Führungskultur zeichnen:
Motivator:innen auf Augenhöhe
Gefragt sind Topmanager:innen, die ihren Teams zuhören, mit anpacken und eine gemeinsame Vision für die bevorstehende Veränderungsreise entwickeln. Damit legen sie den Grundstein für eine Unternehmenskultur, die Talente anzieht und fördert. Die verschiedenen Stakeholdergruppen haben unterschiedliche Erwartungen, Erfahrungen und Befürchtungen. Topmanager:innen müssen sich darauf einlassen und neugierig bleiben – und gleichzeitig eine Vision kommunizieren, die mitreißt.
Türöffner:innen für lebendige Vielfalt
Die Wirkung einer integrativen und kooperativen Unternehmenskultur auf den Unternehmenserfolg lässt sich in Euro und Cent messen. Jedes Team braucht daher neue Perspektiven und die Bereitschaft, Bestehendes in Frage zu stellen. Ohne CEOs, die dafür Raum schaffen und diese Haltung vorleben, geht es heute nicht mehr.
Lenker:innen einer nachhaltigen Zukunft
Topmanager:innen stehen im aktuellen Umfeld vor Entscheidungen, deren Auswirkungen weit über ihre eigene Amtszeit hinausgehen. Wer den Planeten und langfristigen Profit in Einklang bringen will, muss diese langfristige Perspektive zum integralen Bestandteil jeder unternehmerischen Entscheidung machen.
Arbeiter:innen an sich selbst
Topmanager:innen arbeiten ständig an sich selbst und sehen das als wesentlichen Treiber der Veränderung ihrer eigenen Organisation. Unsere jüngste globale CEO-Studie hat dies eindrucksvoll bestätigt: 97 Prozent stimmten dieser Aussage zu, dreimal mehr als noch vor wenigen Jahren. Dazu gehört auch, dass sie Stärke anders definieren. Sie besteht nicht mehr darin, fehlerlos und allwissend zu sein, sondern selbstbewusst genug, um sagen zu können „Das weiß ich nicht, aber meine Kolleg:innen wissen es“.
Wer diese neue Art der Führung verinnerlicht, schafft nicht nur resilientere Teams und Unternehmen, die aktuelle Krisen überstehen, sondern legt auch den Grundstein für die Zukunft. Ein Führungsstil, der eine klare Richtung vorgibt und sich an den Bedürfnissen aller Stakeholder orientiert, der Widerspruch einfordert und nicht den vermeintlich einfachen Weg geht, ist die Basis für eine nachhaltige Entwicklung von Unternehmen in einem sich ständig verändernden Marktumfeld.